Uganda Dezember 2019

Im Dezember 2019 waren meine Frau, Susanne, und ich 3 Wochen auf einer Rundreise durch Uganda. Neben den 6 Nationalparks, die wir besuchten, und vielen wunderschönen Tiersichtungen, hatten wir auch berührende und erschütternde Begegnungen mit einem zwangsumgesiedelten Pygmäenstamm, einer Schule für Aidswaisenkinder und einer sehr armen Landbevölkerung. Die Situation in Uganda ist zwar anders als in den Subsaharastaaten, die ja oft unter monatelanger Dürre und Missernten leiden. In Uganda ist eher die Entwicklung, dass es zu viel regnet. Wassermangel gibt es kaum, dafür ist sauberes Wasser Mangelware. Die meisten Einwohner trinken Wasser aus gelben Kanistern, mit denen sie Flusswasser, Seewasser oder Sumpfwasser direkt sammeln. Strom, Smartphones, Internet gibt es nur in den Städten. Schuhwerk haben viele Bewohner auch nicht. Hunger ist aber trotzdem selten, da viele eine Substitutionslandwirtschaft betreiben können und aufgrund des feuchten Klimas vieles wächst: alle Arten von tropischen Früchten, Mais, Bananen, Reis, Kartoffeln, Süsskartoffeln und Gemüse. Die Armut ist aber groß, ebenso der Analphabetismus. Nur ein Bruchteil geht bis zum Ende der Primary School, die unserer Volksschule entspricht, wir sahen viele Kinder mit vielleicht 6-8 Jahren Rinder hüten oder Ziegen. Die Secondary School kostet im Jahr 330 Dollar. Bei einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 60 Dollar ist das für die Meisten unerreichbar.  Die Altersverteilung in Uganda ist völlig konträr zu unserer: das Durchschnittsalter mit 15!!!! (über die Hälfte der 35 Millionen sind unter 14 Jahre alt) ist das niedrigste weltweit. 

Die Lebenserwartung liegt bei 60 Jahren.  Was uns besonders auffiel: Geleitet von Chinesen (die Vorarbeiter) arbeiten Tausende an einem vierspurigen Straßennetz durch Uganda: Einerseits um die Touristen besser an die Nationalparks anzubinden, die ja bisher eher spärlich nach Uganda kamen und dann hauptsächlich der Gorillas und Schmipansen wegen, andererseits aber auch, da es zu einem großen Erdöl/gasfund im Lake Albert gekommen ist, und nun eine 1300km lange Pipeline zur kenianischen Küste gebaut wird. ( https://www.die-gdi.de/die-aktuelle-kolumne/article/ostafrikas-highway-to-oil/)

 


Die Schimpansen von der Kyambura Schlucht

Die Mgurya Schlucht ist durch tektonische Verschiebungen im Bereich des Rift Valley Grabens entstanden und teilt die Ebene des Queen Elizabeth Nationalparks über mehrere Kilometer. In dieser Schlucht, die einen wasserreichen Wald bietet, haben sich Nilpferde, Waldelefanten viele Vogelarten und sogar manchmal Leoparden ein Refugium geschaffen. Was die Schlucht aber so besonders macht ist eine in sich geschlossene Schimpansenpopulation, die vor längerer Zeit in die Schlucht eingewandert  und seither dort sesshaft ist. Dieser Gruppe statteten wir einen Besuch ab. Durch das ungewöhnlich nasse Wetter konnten wir die Wege nur teilweise benutzen und die Schimpansen kommen bei schlammigen Boden nicht von den Bäumen. Halsstarre war also angesagt, sie hat sich aber gelohnt.

Lake Bunyioni, Uganda - Besuch im Dorf Kyabahinga


 

Die Bewohner der 20 Inseln um den Lake Bunyoni leben meist von subsidiärer Landwirtschaft oder Kunsthandwerk und sind recht arm, haben aber eine sehr emphatische Community und unterstützen sich gegenseitig. Als wir von einem Gewitter überrascht werden, laden sie uns in ihre Dorfbar ein und bieten uns Hirsebier und Bananengin an. 

 


Fred, unser Guide, hat für einen sehr kranken Jungen, der seit 2 Wochen keine Nahrung bei sich behalten kann, etwas Hirse und Milch mitgenommen. Er gibt den Hirsebrei den Eltern, aber der Junge isst nichts. Wir entscheiden, ihn mit dem Boot mitzunehmen und in ein Spital zu bringen. Doch es ist zu spät. 3 Stunden nachdem er im Spital behandelt wird, stirbt das Kind. Laut den Ärzten ist es eine Erbkrankheit, an der die Mutter auch leidet.

Das war am 23.12. 2019, ein trauriges Weihnachten!

Und es zeigt ein wirklich grundlegendes Problem: Wenn du versuchst in Uganda/Afrika zu helfen, dann bekommst du sehr schnell das Gefühl von Hilflosigkeit: Wo anfangen? Wo aufhören? Es gäbe so viel zu tun, aber es ist anders als in Asien, wo du viel konkreter etwas fördern kannst. Hier ist die Organisation vor Ort sehr unklar und die Erwartungen vor Ort teilweise unrealistisch: z.B.: ich bekam von einer Schule, die wir besuchten nach unserer Rückkehr die Bitte doch einen Wassertank um 8000€ zu spenden. Du bist dort als Reisender automatisch ein sehr reicher Mensch.

Die Kunsthandwerker von Kyabahinga


 

Anna, die Frau mit dem grünen Umhang, ist eine von ca. 20 KunsthandwerkerInnen, die rund um dem Lake Bunyoni  als Kollektiv aus Bananenfasern und Papyrusgras sehr schöne Körbe, Ketten, Schmuck usw. herstellen. Gemeinsam verkaufen Sie die Produkte auf den lokalen Märkten. Anna zeigt uns, wie man ein Armband flechtet. Es ist aber recht kompliziert......

 


Zu Besuch bei den B`watas, eine zwangsumgesiedelte Pygmäenfamilie

Die B`watas, lebten in den Urwäldern im Kongo und Ruanda von der Jagd auf "Bushmeat". Durch den Tourismus und dem strengen Verbot vom Tierjagden im Dschungel einerseits und durch die marodierenden Rebellengruppen im Kongo und Ruanda, kamen Sie zunehmend unter Druck und flüchteten nach Uganda.

Dort stehen jedoch auch die Tiere unter sehr strengem Schutz und so wurde der Stamm zwangsumgesiedelt und fristet nun ein erbärmliches Dasein auf einer der Inseln des Bunyoni Sees.




Insgesamt also ein eher zwiespältiges Resümee der Reise: Sehr schöne Naturreservate, die aber immer mehr unter dem Existenzdruck der Farmer oder dem Explorationsdruck der Erdölindustrie leiden. Menschen, die großteils in mittelalterlichen Verhältnissen leben, ohne viel Entwicklungschancen. Aber auch Menschen, die zum Großteil friedlich leben und einem herzlich begegnen. Nur so nebenbei: Uganda ist nach der Türkei und dem Libanon das drittgrößte Flüchtlingsland (Sudan, Kongo, Eritrea) der Welt. Und das großzügigste. Flüchtlinge haben die selben Rechte wie die Einwohner Ugandas.  (https://www.nytimes.com/2018/10/28/world/africa/uganda-refugees.html)

 

 Übrigens erstmals mit der Sony A7III. Objektive: 24-105mm und 70-300mm. Hochzufrieden!


Das Rhino Sanctuary

Das Rhino Sanctuary ist der kleinste Nationalpark Ugandas. Ein 70 km Elektrozaun schützt die Tiere vor Wilderern und die Farmer vor den Tieren...  die Besonderheit: die Longhornrinder der Farmer dürfen tagsüber im Park grasen und wie die unteren beiden Bilder zeigen, vertragen sich die beiden Arten ausgezeichnet! Übrigens: alle Fotos wurden aus ca. 10-20m Entfernung zu Fuß gemacht! Auch eine Besonderheit dieses Parks.


Nationalpark Murchinson Falls

Ganz anders der Nationalpark Murchinson Falls. Hier stürzt der weiße Nil, der sich ja in Kharthum, der Hauptstadt des Sudans mit dem blauen Nil zum eigentlichen Nil verbindet, in einer Schlucht sehr eindrucksvoll ca. 45m hinunter. Man nähert sich dem Fall mit einem Schiff und geht dann ca. 1h zum Fall. Der weisse Nil trennt auch das besiedelte Gebiet vom Wildnisreservat. Mit unserem Guide Apollo (die Ugandanesen haben ja fast alle einen christlichen und einen afrikanischen Namen /über 80% der Bevölkerung sind entweder katholisch oder evangelisch), und seinem Landcruiser, machten wir die sogenannten Game drives  (Game steht einerseits für Wild andererseits für Glück - denn das muss man haben, wenn man gute Aufnahmen der Tiere machen möchte.


Bigodi Wetland

Im Bigodi Wetland hatten wir Pech, denn durch die vielen Regenfälle war der Sumpf nur zu einem Drittel begehbar. Wir mussten daher umkehren, wurden dafür aber bei Angelika, einer 67 jährigen Kaffeerösterin entschädigt, die uns frisch gerösteten und köstlich schmeckenden Kaffee anbot. Auch hier gibt es den Konflikt: Sumpfland mit Affen, die gerne Zuckerrohr und Mais essen und den Farmern, die bis an den Rand des Sumpflandes Felder haben. Dafür gibt es Affenwachen, die das Feld bewachen. Die roten Stummelaffen, die unten zu sehen sind, werden aber nicht verjagt, da sie sich mit Blättern und Früchten der Bäume begnügen. Das in Uganda allgegenwärtige Papyrusgras wird handwerklich  zur Korbherstellung, für Papier und viele andere Dinge verwendet. Auch für kleine Fischreusen (unten im Bild). 


Queen Victoria Nationalpark

Der Queen Victoria Nationalpark ist mit über 7000 2km der größte Wildpark Ugandas. In einer Ebene zwischen dem Ruwenzorigebirge (51090 m) und den Virunga Vulkanen (ca. 4000m), zwischen Lake Edward und Lake Georg (Konolisation aus England schau oba!) ist der 33 km lange Kazinga Kanal gut gefüllt mit ca. 10000 Nilpferden und vielen Krokodilen (die sich aufgrund der nassen und sonnenarmen Witterung unserer Beobachtung großteils entzogen haben....) Hier konnten wir vier der  sogenannten Big 5 erleben: Löwe, Leopard (ja wir sahen sogar ein Pärchen), Elefant, und Wasserbüffel. Am Ufer des Lake George besuchten wir Fischer, die von Marabus begleitet wurden, die in Uganda häufige Begleiter sind und auf Abfälle spitzen.
Die Löwen von Ishasha haben die einzig/eigenartige Eigenschaft, den bei Löwen üblichen Tagesschlaf auf den Ästen von sogenannten "figured trees" also Bäumen mit ausladenden Ästen, zu verbringen.